Gesundheitstipps von Andreas Hammering

Bitterstoffe

Während sich Umwelt, Lebensbedingungen, Ernährungssituation und viele andere äußere Umstände unseres Daseins in den Jahrtausenden menschlicher Existenz entscheidend verändert haben, funktioniert unser Organismus immer noch so wie der eines Steinzeitmenschen. Mit anderen Worten: Die Ergebnisse des kulturellen und technischen Fortschritts und die der biologischen Evolution klaffen weit, weit auseinander. Diese „Evolutionsschere“ öffnete sich zunächst nur sehr langsam und klaffte erst seit Beginn des technisch-industriellen Zeitalters sehr rasch immer weiter auseinander.

Auf unserem Weg aus der Vergangenheit in die Zukunft haben wir zweifellos Grandioses erreicht und sehr viel gelernt, aber doch auch so manches vergessen und Wichtiges verloren, was uns heute schon fehlt und uns morgen in ernsthafte Bedrängnis bringen könnte. Zu dieser Kluft zwischen unseren eigentlichen Bedürfnissen und unserem heutigen Verhalten gehört mit an erster Stelle unsere Ernährungsweise. Während sich unsere Vorfahren weitgehend mit naturbelassener pflanzlicher Kost verpflegten, selten einmal ein Stück Fleisch, einen Fisch oder ein Ei verzehrten und Süßes – wenn überhaupt – nur als rare Delikatesse kannten, verhalten wir uns genau entgegengesetzt. Wir essen kaum noch naturbelassene Nahrung, dafür aber zu viel, zu fett und vor allem auch zu süß!

Wenn man dann noch bedenkt, dass wir, ganz im Gegensatz zu unseren Vorfahren, kaum noch körperlich arbeiten, sondern die meiste Zeit sitzend tätig sind und unsere Wege vorwiegend auf Rädern (meist nicht einmal Fahrrädern) zurücklegen, müssten uns die Folgen eigentlich klar sein. Müssten, aber sind sie offensichtlich nicht, denn sonst würden wir unser Verhalten wohl ändern …

Vor allem Bitterstoffe sind heute in unserer Ernährung rar geworden. Für unsere Vorfahren noch ganz selbstverständlich, sind sie in unserer Ernährungsweise fast gänzlich abhanden gekommen. Wir nehmen sie vielleicht noch hin und wieder mit bitteren Salaten oder als Aperitif zu uns, doch ihre Bedeutung als Begleiter im Alltag haben sie längst verloren.

Doch welche Bedeutung hatten und haben Bitterstoffe eigentlich für unsere Ernährung?

Die Bedeutung von Bitterstoffen

Bitterstoffe sind natürliche Essbremsen, denn sie bewirken, dass der Appetit, besonders auf Süßes, in ganz natürlicher Weise auf ein gesundes Maß gedrosselt wird. Mithilfe der Bitterkräuter erübrigte sich so mancher Arztbesuch, der für das einfache Volk kaum erschwinglich war. Vor allem Verdauungsbeschwerden, aber auch Erschöpfungs- und Schwächezustände wurden damit behandelt. Man erkannte schon damals, dass Gesundheit und Krankheit eng mit dem Darm in Zusammenhang stehen. Im Volksmund heißt es nicht ohne Grund, dass der „Tod im Darm sitzt“. Auch wenn damals noch niemand vom „Immunsystem“ sprach und der Zusammenhang zwischen stabiler Abwehrkraft und gesundem Darm nur aus der Beobachtung heraus bekannt war, glaubte man doch an die schützende Wirkung der Bitterkräuter in einer Zeit, in der mangels Antibiotika jede Infektion zur tödlichen Bedrohung werden konnte.

Heute ist man dabei, die Bedeutung der Bitterstoffe wiederzuentdecken. Schaut man sich ihr Wirkungsspektrum an, ist man erstaunt, wie sehr sie auch und gerade in unsere moderne Zeit passen: den Menschen der Industriestaaten machen vor allem Stress, falsche Ernährung und mangelnde Bewegung sehr zu schaffen.

Übersäuerung des Körpermilieus und Stoffwechselprobleme, die daraus resultieren, sind wesentlich an der Entstehung chronischer Erkrankungen beteiligt. Bitterstoffe aus Bitterkräutern können da einen gewissen Ausgleich schaffen.

Sie regen die basophilen Verdauungsdrüsen an, wodurch einerseits besser verdaut werden kann, zum anderen aber auch der Übersäuerung entgegengewirkt wird. Ebenso gut helfen sie, Schwächezustände, die infolge von Erschöpfung durch Überarbeitung und Stress oder auch krankheitsbedingt auftreten, zu überwinden: Rekonvaleszente (genesende), blutarme und nervöse Menschen finden bei kurmäßiger Anwendung sichere Unterstützung.
Überhaupt lohnt es sich, der bitteren Geschmacksrichtung doch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Früher war der bittere Geschmack in der Nahrung präsenter. Getreide und Gemüse, Hauptnahrungsmittel schlechthin, enthielten viele Bitterstoffe. Diese wurden im Laufe der Zeit „herausgezüchtet“. Das schmeckt zwar vielleicht besser, aber in der Natur ist nichts zufällig so, wie es ist. Das Bedürfnis nach „bitter“ blieb uns, wir versuchen instinktiv, es auch zu befriedigen. Allerdings ist bitter nicht gleich bitter. Statt aus Kräutern, Getreide und Gemüse holen wir uns den bitteren Geschmack vor allem aus dem Kaffee, den viele im Übermaß trinken. Um zu verstehen, was das bedeutet, lohnt sich ein Blick in die Traditionelle Chinesische Medizin. Dort wird erklärt, dass die Bitterstoffe im Kaffee ganz anders wirken als die in Kräutern.

Mit Bitterstoffen schlank werden und bleiben

Wir alle wissen, dass Übergewicht nicht nur ein ästhetisches Problem ist, sondern auf die Dauer eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit darstellt. Es drohen schwere Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz und Kreislauf werden über Gebühr belastet und die Gelenke können dem zunehmenden Körpergewicht auch nicht lange standhalten.
Und obwohl wir über die Folgen von Übergewicht Bescheid wissen, sind immer mehr Menschen davon betroffen. In Deutschland haben mehr als 50 Prozent der Frauen und bald zwei Drittel aller Männer zu viel Fett um Bauch oder Hüften. Und auch der Nachwuchs legt kräftig zu – immer mehr Kinder sind übergewichtig und so in ihrer Entwicklung beeinträchtigt.

„Wunderdiäten“ helfen nicht

Natürlich wollen viele aus diesem Teufelskreis aussteigen. Sie versuchen es mit allen möglichen Schlankheitsdiäten, die oft mühevoll und teuer sind und dennoch meist nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen. Kaum hat man auf diese Weise ein paar Kilo verloren, tritt meist der berüchtigte Jo-Jo-Effekt in Erscheinung. Plötzlich ist der Heißhunger da, meist sogar auf Süßes, und man fällt schnell wieder in seine alten Gewohnheiten zurück – nicht selten mit dem Ergebnis, dass es am Ende sogar ein paar Pfunde mehr als zuvor sind.

Mit Bitterstoffen Krankheiten abwehren und vorbeugen

Die Klostermediziner im Mittelalter brauten ein Elixier „ad longam vitam“, „für ein langes Leben“, eine Tinktur aus Engelwurz, Enzianwurzel und anderen Bitterkräutern, die ihre Wirkung zunächst auf die Säfte und Nerven des Verdauungssystems, vor allem des Darms, ausübt. Über den Darm erfolgt dann eine Anregung der Blutbildung, der Herztätigkeit, des Gefäßtonus, des Kreislaufs sowie des gesamten Stoffwechsels.

Damit war eine nahezu universelle Arznei gefunden, mit der man den gesamten Organismus stärken und beinahe alle Krankheiten zumindest lindern, wenn nicht gar heilen konnte. Dieses Grundprinzip gilt bis heute: Die Bitterstoffe haben nichts von ihrer Bedeutung verloren, im Gegenteil!

Sensorische Weiterleitung

Neuere Forschungsergebnisse zeigen, wie diese Wirkung zustande kommt. Die Wissenschaftler sind zu dem Schluss gekommen, dass es mindestens zwei Wirkmechanismen gibt: Der erste besteht darin, dass die Bitterstoffe durch ihren Geschmack reflektorische Reize auf die Speicheldrüsen im Mund auslösen. Dadurch kommt es zu einer vermehrten Speichelabsonderung.

Der reflektorisch ausgelöste Reiz wird in der Folge auf sensorischem Weg an den Verdauungsapparat weitergeleitet; es kommt auch im Magen, in der Bauchspeicheldrüse, im Darm und in der Leber zu einer verstärkten Sekretion von Verdauungssäften, die Motorik von Magen und Darm wird gestärkt, die Schleimhäute werden befeuchtet, angeregt und ihre Durchblutung verbessert.

Sympathikus und Parasympathikus

Zum anderen wirken die Bitterstoffe über das vegetative Nervensystem – den Teil unseres Nervensystems, den wir nicht willentlich beeinflussen können. Er umfasst zwei wichtige Untersysteme, die sich gewissermaßen als Gegenspieler ergänzen: das sympathische System (auch Sympathikus genannt) und das parasympathische System (Parasympathikus). Während der Sympathikus hauptsächlich auf Außenreize reagiert und den Organismus zu vermehrter Aktivität anregt, bewirkt der Parasympathikus genau das Gegenteil: er deaktiviert, stellt den Organismus ruhig.

Die Bitterstoffe wirken nun auf beide Teilsysteme ein: zum einen direkt auf den Sympathikus, wobei sie die Herztätigkeit beschleunigen, den Blutkreislauf in Schwung bringen und dadurch die Durchblutung der Haut und der Schleimhäute verbessern, die Elastizität der Gefäße „trainieren“ und den gesamten Stoffwechsel aktivieren.

Gleichzeitig bewirken sie indirekt – über die oben beschriebene reflektorische Wirkung –, dass der Parasympathikus für Beruhigung und Entspannung sorgen kann. Das macht die Bitterstoffe zu geradezu idealen Reglern der gesamten Verdauungsfunktion und des Stoffwechsels.

Bitterstoffe verbessern die Verdauung

Dass eine gut funktionierende Verdauung eine der wichtigsten Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlbefinden ist, wird wohl niemand bestreiten. „Der Tod sitzt im Darm“: Dieser Satz, den vor rund 500 Jahren der berühmte Arzt Paracelsus aussprach, hat nichts von seiner Bedeutung verloren. Viele, auch die schwersten Krankheiten haben direkt oder indirekt ihre Ursachen in einem nicht intakten Verdauungssystem. Heute, da Stress und Hektik, zunehmender Leistungsdruck, schädigende Umwelteinflüsse und oft ungesunde Lebensgewohnheiten unser Verdauungssystem noch stärker angreifen als früher, gilt das mehr denn je.

Wenn ich sage: „Die Gesundheit sitzt im Darm“, dann deshalb, weil wir mit den Bitterstoffen ein Mittel zur Verfügung haben, um der Gefahr zu begegnen. Noch mehr: Wir können über eine optimal funktionierende Verdauung, über eine Stärkung des Immunsystems, das zu 80 Prozent auf der Darmschleimhaut lokalisiert ist, und über einen Ausgleich der Säure-Basen-Balance den Darm richtiggehend zum „Gesundheitszentrum“ unseres Körpers werden lassen.

Fazit:

Bitterstoffe sind zwingend notwendig für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Dass sie durch industrielle Produktion und moderne Ernährungsweise immer mehr aus unserem täglichen Essen verschwinden, ist sehr zu bedauern – kann jedoch nur bedingt mit einer individuellen Verbesserung der Essgewohnheiten geändert werden. Denn selbst wenn Sie sich „gesund gesund“ ernähren, erhalten Sie in der Regel nicht genügend wichtige Nähr- und Bitterstoffe. Nahrungsergänzungsmittel sind daher heute leider unumgänglich, um eine gesunde Kost zu unterstützen und zu gewährleisten.

Ich selbst habe vor einigen Jahren gemeinsam mit der verstorbenen Heilpraktikerin Hannelore Fischer-Reska eine Kräutertinktur mit dem Namen Bitterstern® entwickelt. Sie enthält die wichtigsten Kräuter und eignet sich sehr gut für den täglichen Gebrauch zur zusätzlichen Bitterstoffzufuhr. Darüber hinaus kann ich Ihnen die Rezepte auf meinem Blog empfehlen. Sie sind speziell auf eine ausgewogene Kost abgestimmt und enthalten größtenteils Kräuter und wichtige Bitterstoffe.